Wie bekomme ich einen Studienkredit?

Studieren kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Miete, Lebenshaltungskosten, Krankenversicherung, Lehrmaterialien – die finanziellen Herausforderungen für Studierende sind oft erheblich. Viele Studierende stehen vor der Frage, wie sie ihr Studium finanzieren können, insbesondere wenn keine ausreichende Unterstützung durch Familie oder staatliche Förderprogramme verfügbar ist.
Ein Studienkredit sollte jedoch nur als letzte Option in Betracht gezogen werden, wenn andere Finanzierungsquellen nicht ausreichen, da Kredite langfristige finanzielle Verpflichtungen mit sich bringen. Daher ist es essenziell, sich frühzeitig über alle Finanzierungsmöglichkeiten zu informieren.
Alternative Finanzierungsmöglichkeiten vor einem Studienkredit
Bevor du dich für einen Studienkredit entscheidest, solltest du prüfen, ob du dein Studium auf andere Weise finanzieren kannst. Hier einige der gängigsten Alternativen:
1. Stipendien
Es gibt zahlreiche Förderprogramme, die Studierenden finanzielle Unterstützung bieten. Neben der Studienstiftung des deutschen Volkes oder politischen Stiftungen existieren viele weitere Organisationen, die Stipendien vergeben. Einige honorieren ehrenamtliches Engagement oder sind auf bestimmte Zielgruppen spezialisiert, z. B. Frauen in MINT-Fächern oder Studierende aus einkommensschwachen Familien. Informationen dazu findest du unter anderem beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) oder dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Ein großer Vorteil von Stipendien ist, dass sie nicht zurückgezahlt werden müssen. Zudem bieten einige Programme zusätzliche Vorteile wie Mentoring, Netzwerke oder Weiterbildungsangebote. Auch Unternehmen vergeben zunehmend Stipendien an Studierende in bestimmten Fachrichtungen, insbesondere im Ingenieurwesen, der Informatik oder den Naturwissenschaften.
2. Bafög
Das Bundesausbildungsförderungsgesetz (Bafög) ermöglicht Studierenden eine monatliche Unterstützung von bis zu 934 Euro (Stand: 2024). Die Hälfte des Betrags ist ein zinsloses Darlehen, das maximal 10.010 Euro betragen kann.
Die Rückzahlung beginnt fünf Jahre nach Ende der Förderungshöchstdauer, unabhängig vom Einkommen. Da Bafög oft eine bessere Option als ein regulärer Kredit ist, lohnt es sich, auch mit geringen Erfolgsaussichten einen Antrag zu stellen.
Bafög wird nicht nur für das Erststudium gewährt, sondern unter bestimmten Bedingungen auch für ein Zweitstudium oder ein Masterprogramm. Zudem gibt es Möglichkeiten der Unterstützung für Studierende mit Kindern oder besonderen Lebenssituationen. Wichtig ist, sich rechtzeitig über Antragsfristen und benötigte Unterlagen zu informieren.
3. Familiäre Unterstützung
Eltern sind gesetzlich verpflichtet, ihre Kinder während der Erstausbildung finanziell zu unterstützen, sofern sie dazu in der Lage sind. Zudem können sie bis zum 25. Lebensjahr Kindergeld erhalten, das zur Studienfinanzierung genutzt werden kann.
Falls dies nicht ausreicht, ist auch ein privates Darlehen von Verwandten eine Option. In einigen Fällen können Studierende auch Unterhaltsvorschüsse oder andere Sozialleistungen beantragen.
Manche Studierende vereinbaren mit ihren Eltern, dass sie nach dem Studium einen Teil der finanziellen Unterstützung zurückzahlen. Eine offene Kommunikation über die finanzielle Situation und mögliche Vereinbarungen ist dabei entscheidend.
4. Studentenjobs
Rund zwei Drittel aller Studierenden arbeiten neben dem Studium. Ein Nebenjob kann nicht nur zur finanziellen Entlastung beitragen, sondern auch wertvolle Berufserfahrung bieten.
Zu den beliebtesten Studentenjobs gehören Tätigkeiten als Werkstudentin, Nachhilfelehrerin, Kellner*in oder Aushilfe in Unternehmen. Jobangebote findest du über die Universitäts-Jobbörsen, das Studentenwerk oder Online-Stellenportale.
Besonders attraktiv sind Werkstudentenstellen, da sie oft in Fachbereichen angeboten werden, die direkt mit dem Studium zu tun haben. Hier können Studierende nicht nur Geld verdienen, sondern auch erste Kontakte in die Berufswelt knüpfen. Dabei sollte beachtet werden, dass das Einkommen aus Nebenjobs Auswirkungen auf Bafög-Zahlungen oder andere Sozialleistungen haben kann.
Wie funktioniert ein Studienkredit?
Ein Studienkredit unterscheidet sich in mehreren Punkten von einem klassischen Ratenkredit:
- Statt einer einmaligen Auszahlung erhältst du monatlich einen festen Betrag (meist einige Hundert Euro).
- Während der Kreditlaufzeit musst du regelmäßig Studiennachweise vorlegen.
- Die Rückzahlung beginnt erst nach einer Karenzzeit, wobei einige Anbieter bereits während der Auszahlungsphase Zinsen berechnen.
- Sondertilgungen sind je nach Anbieter möglich, ohne dass eine Vorfälligkeitsentschädigung anfällt.
Es gibt verschiedene Arten von Studienkrediten:
- Vollfinanzierungskredite: Diese decken die gesamten Studienkosten ab.
- Überbrückungskredite: Kurzfristige Kredite, um finanzielle Engpässe zu überwinden.
- Studienbeitragsdarlehen: Speziell zur Zahlung von Studiengebühren an privaten Hochschulen.
Der KfW-Studienkredit
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet einen der bekanntesten Studienkredite an. Studierende können monatlich zwischen 100 und 650 Euro erhalten. Die Zinsen sind variabel und orientieren sich am Euribor. Aktuell (Stand: April 2024) liegt der Zinssatz bei 7,51 %.
Konditionen des KfW-Studienkredits
- Maximale monatliche Auszahlung: 650 Euro
- Maximale Auszahlungsdauer: 14 Semester
- Zinsen: 7,51 % variabel
- Altersgrenze: 44 Jahre
- Sondertilgung möglich
Nach der Auszahlungsphase folgt eine 18-monatige Karenzzeit, in der nur Zinsen gezahlt werden. Anschließend beginnt die reguläre Rückzahlung. Die Rückzahlungsdauer beträgt maximal 25 Jahre, wobei der monatliche Mindestbetrag 20 Euro beträgt. Eine frühzeitige Tilgung ist jederzeit ohne Zusatzkosten möglich.
Weitere Studienkreditangebote
Neben der KfW bieten auch einige regionale Banken und Sparkassen Studienkredite an. Manche sind auf technische oder medizinische Studiengänge beschränkt. Eine umfassende Übersicht bietet der Studienkredit-Test des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE). Banken wie die Deutsche Bank, die DKB oder die Sparkassen bieten ebenfalls Studienkredite mit unterschiedlichen Konditionen an.
Bildungsfonds als Alternative
Bildungsfonds sind eine Alternative zum klassischen Kredit. Hier erhalten Studierende finanzielle Unterstützung von Kapitalanlegern. Die Rückzahlung erfolgt einkommensabhängig: Nach dem Studium zahlst du einen festgelegten Prozentsatz deines Bruttogehalts zurück. Unternehmen wie Deutsche Bildung oder Brain Capital bieten solche Modelle an.
Vorteile von Bildungsfonds:
- Keine feste Schuldenlast: Die Rückzahlung ist abhängig vom späteren Einkommen.
- Keine Zinsen: Die Rückzahlung basiert auf einem festgelegten Prozentsatz des Gehalts.
- Sicherheit: Bei geringem oder keinem Einkommen entfällt die Rückzahlung zeitweise.
Allerdings gibt es auch Nachteile, insbesondere die Tatsache, dass Absolventen mit hohem Einkommen auf lange Sicht mehr zurückzahlen als bei einem klassischen Kredit.
Fazit: Wann lohnt sich ein Studienkredit?
Ein Studienkredit sollte nur in Anspruch genommen werden, wenn keine besseren Alternativen zur Verfügung stehen. Bevor du einen Kredit aufnimmst, solltest du Stipendien, Bafög, familiäre Unterstützung und Nebenjobs in Betracht ziehen. Falls ein Kredit notwendig ist, bietet die KfW eine transparente und flexible Lösung. Auch Bildungsfonds können eine überlegenswerte Option sein, da sie einkommensabhängige Rückzahlungsmodelle bieten.
Ein gut durchdachter Finanzierungsplan hilft, finanzielle Engpässe zu vermeiden und die Rückzahlung nach dem Studium besser zu bewältigen. Studierende sollten sich frühzeitig über alle verfügbaren Finanzierungsoptionen informieren und einen Kredit nur dann aufnehmen, wenn es wirklich notwendig ist.